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AutorenbildBettina Stephanie

Von der Bedeutung der Streichelnerven

Aktualisiert: 22. Dez. 2020


"Lass mich dich spüren. Klar soll sein, wo deine Grenze aufhört und meine anfängt. Wenn Beziehung gelingt, dürfen sich unsere Grenzen berühren."

Wie ich in meinem letzten Beitrag erwähnt habe, möchte ich heute einen theoretische Teil über die Hintergründe des Berührens und der Massge verfassen. Erneut inspiriert hat mich dazu die Dokumentation "Sind wir alle unterkuschelt? Warum wir mehr Berührung brauchen" von MDR Wissen.



Frühgeborene, bei welchen gerade die Atmung aussetzt beginnen wieder damit, wenn sie gestreichelt werden und Embryos mit einer Körpergröße von 1,9 cm nehmen bereits Berührungen von außen wahr. Ist das nicht unglaublich?


Wusstest du schon von unserem Streichelsinn? Nein. Das möchte ich ändern. Hierbei handelt es sich um C-taktile Nervenfasern.

Zum besseren Verständnis möchte ich diese Streichelnerven näher definieren.


Kurzgefasst:


Sie weisen einen langsamere Leitfähigkeit auf und führen speziell zu Gehirnarealen, die für die Verarbeitung von emotionalen Eindrücken zuständig sind. Ihre Stimulation stellt eine Verbindung zwischen dem körperlichen Spüren du dem emotionalen Erleben her.


Mehr Detailinformationen:


Die These vom Streichelnerven-Netz in der Haut hatten Olausson und sein Team bereits vor einigen Jahren aufgestellt. Auslöser war eine Patientin, deren für den Tastsinn zuständigen Nervenfasern defekt waren, die aber trotzdem streichelnde Berührungen als angenehm empfand. Bei einer genaueren Untersuchung stießen die Wissenschaftler dann auf ein Netzwerk aus sogenannten C-taktilen oder CT-Nerven, die die Haut durchziehen und Signale im Vergleich zu anderen Nerven eher langsam leiten. Diese CT-Fasern waren bei der Patientin im Gegensatz zu anderen Hautnerven intakt. Diese Nervenfasern sprechen besonders stark auf langsame Bewegungen über die Haut an, auf schnelle und abrupte Berührungen sowie auf Vibrationen reagieren sie dagegen nicht. Sie kommen, außer an völlig unbehaarten Hautpartien, beinahe überall auf der Körperoberfläche vor – und freuen sich über jede Streicheleinheit.


Wilhelm und Eva Reich haben sich in den 50 er Jahren bereits damit beschäftigt und die Schmetterlingssmassage entwickelt.


Worum es dabei geht:


Berührungen, die so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings sein sollen, und sanftes Streichen der Haut sollen sowohl beim Baby als auch beim massierenden Elternteil starke Reaktionen hervorrufen. Durch genaues Beobachten können die Eltern auf diese Weise die Grenzen ihres Babys kennen lernen, beispielsweise energetische Blockaden an Körperstellen, an denen das Kind nicht berührt werden mag. Sie können aber auch feststellen, welche Art von Berührungen das Baby genießt. So sollen tiefe Gefühle von Glück und Kraft erfahren werden. Nähe und Distanz sollen sich bei der Schmetterlings-Babymassage abwechseln.


Wer weiterlesen möchte:

Was bedeutet Berührung für DICH? Wann und wen berührst Du besonders gerne? Welche Berührungen stoßen DICH ab?


Aus eigenen Erfahrungen im sozialpädagogischen Arbeitskontext kann ich bestätigen, dass die Berührungen der Massage dem Kind mehr Selbstwertgefühl schenken, da es in ein selbstbestimmtes "Therapiesetting" hineinschlüpfen darf, in dem es nur um das Kind geht und es sagen darf, was es braucht, wo es schmerzt und wo sich ungute Gefühle dazu geschummelt haben.

Gefühlsstarke Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene profitieren besonders von den wohltuenden klar abgrenzenden Berührungen, die dem Körper verhelfen wieder mehr Leichtigkeit zu erlangen, jedem seinen wieder Platz wieder klar zu schaffen machen und Glückshormone ausschütten.


Was geschieht beim Massieren/gegenseitigen Berühren?

  • Glückshormone werden ausgeschüttet

  • die Selbstregulationsfähigkeit wird angeregt und gestärkt

  • wieder in Kontakt mit sich selbst kommen

  • Verspannungen können gelöst werden

  • Beruhigung des vegetativen Nervensystems (verdauungsfördernd, entspannend)

  • das Immunsystem wird gestärkt

  • Aktivierung der Selbstheilungskräfte

  • die Eigenverantwortlichkeit dem Körper gegenüber wird gestärkt

  • das Selbstwertgefühl erhält einen positiven "Push"

  • Festigung des Urvertrauens und des Geborgenheitsgefühls

  • Körperwahrnehmung wird sensibilisiert


Fragen zum Nachdenken:

  • Wo spürst du Halt in deinem Leben?

  • Was glaubst du aushalten zu müssen und wofür? Wer hält dich (aus) und wen/was haltest du?

  • Haltest du manchmal inne?

  • Haltest du, was du versprichst?

  • Woran haltest du fest?

  • Wann wurdest du das letzte Mal innerlich berührt?


Was brauchst du, um zu massieren?

  • ein Öl deiner Wahl

  • deine Hände

  • einen Menschen, dem du eine Massage schenken willst

  • Zeit

  • die Sicherheit, dass du gerade Nähe und Berührung schenken kannst

  • einen ruhigen, entspannten Ort

  • Lass deine Hände sprechen und tanzen


Massieren kann heißen, sich auf einer anderen Art zu begegnen, sich körperlich und seelisch zu nähren, sich nahe zu sein, wenn es gelingt, dem Kopf eine Auszeit zu gönnen und liebevoll die Hände tanzen zu lassen.

Viel Freude beim Ausprobieren wünsche ich dir!


Bettina Stephanie Sohler

von Du im Fokus

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